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Was ist das zentrale Thema von Tantra?
Worin unterscheidet sich der Pfad des Tantra vom Weg des Yoga?

Yoga glaubt ans Kämpfen. Yoga ist im Grunde der Pfad des Willens. Tantra glaubt nicht ans Kämpfen. Tantra ist kein Pfad des Willens, sondern vielmehr das genaue Gegenteil: Tantra ist der Pfad der totalen Hingabe. Wille wird nicht benötigt. Für Tantra ist der Wille das Problem, die Quelle aller Schmerzen. Für Yoga ist Ergebenheit, ist Willenlosigkeit das Problem.

Nur weil du einen schwachen Willen hast, hast du Schmerz und Leid zu tragen – sagt Yoga. Laut Tantra leidest du, gerade weil du einen Willen hast, weil du Ego, eine Individualität hast. Yoga sagt: Bringe deinen Willen zur absoluten Perfektion, dann wirst du befreit, Tantra sagt: Bringe deinen Willen zum völligen Verschwinden, mache dich ganz leer davon – und darin liegt deine Befreiung. Und beide haben recht, das ist das Problem. Für mich haben sie alle beide recht.

Doch der Pfad des Yoga ist ein sehr schwieriger. Es ist einfach nahezu unmöglich, die Perfektion des Ego zu erlangen. Das würde heißen, dass man zum Zentrum des Universums wird. Dieser Pfad ist sehr lang und steil, und tatsächlich führt er nie ans Ziel. Was geschieht denn mit jenen, die dem Yoga-Pfad folgen? Irgendwann, in irgendeinem Leben, landen sie bei Tantra. nach oben

Intellektuell betrachtet ist Yoga denkbar, aber existentiell ist es unmöglich. Theoretisch kann man auch durch Yoga ans Ziel gelangen, aber es passiert fast nie. Und wenn, dann äußerst selten, wie zum Beispiel bei Mahavira. Manchmal vergehen viele Jahrhunderte, bis jemand wie Mahavira auftaucht, der durch Yoga ans Ziel kommt. Aber er ist eine ganz seltene Ausnahme und bestätigt damit die Regel.

Yoga ist allerdings attraktiver als Tantra. Tantra ist etwas so Simples und Natürliches, und durch Tantra kann man so leicht und natürlich, so mühelos ans Ziel gelangen! Aber eben deswegen wirkt Tantra nie so anziehend. Wie kommt das? Alles, was einem anziehend erscheint, ist anziehend fürs Ego. Alles was sich fürs Ego befriedigend anfühlt, hat mehr Anziehungskraft. Das Ego hat euch im Griff, deshalb erscheint euch Yoga so attraktiv.

Tatsache ist, je egoistischer man ist, desto attraktiver wird einem Yoga erscheinen, denn es ist eine reine Ego-Anstrengung. Je unmöglicher etwas erscheint, desto attraktiver ist es für das Ego. Darum hat der Mount Everest eine solche Anziehungskraft. Einen Himalajagipfel zu beisteigen, ist nur deshalb so attraktiv, weil es so schwierig ist. Und als Hillary und Tensing den Mount Everest bezwungen hatten, erlebten sie einen Augenblick der Ekstase. Woher kam das? Es kam daher, dass das Ego befriedigt war – sie waren die ersten!

Als der erste Mensch auf dem Mond landete, könnt ihr euch vorstellen, wie er sich fühlte? Er war der erste in der ganzen Geschichte. Davon kann ihn keiner mehr verdrängen. In der ganzen Geschichte wird er immer der erste bleiben. Es ist unmöglich, ihn je wieder von diesem Platz zu verdrängen. Das Ego ist zutiefst befriedigt. Es gibt keine Konkurrenz, und es wird nie eine geben. Noch viele werden auf dem Mond landen, aber sie werden nicht mehr die ersten sein. Nun können zwar viele auf dem Mond landen, können viele den Everest besteigen – doch Yoga gibt euch einen noch höheren Gipfel. Und je unerreichbarer das Ziel, um so mehr geht es um die Vollendung des Egos – um das reine, perfekte, absolute Ego. nach oben

Yoga wäre attraktiv für Nietzsche gewesen, denn er war der Auffassung, dass die Energie, die das Leben antreibt, die Energie des Willens ist – "des Willen zur Macht". Yoga gibt euch dieses Gefühl. Man gewinnt dadurch Macht.

Je mehr du dich beherrschen kannst, je mehr du deine Triebe beherrschen kannst, je mehr du deinen Körper und deinen Verstand beherrschen kannst, desto machtvoller fühlst du dich. Du wirst Herrscher über dein Inneres. Doch das passiert durch inneren Konflikt, es passiert durch Kampf und Gewaltsamkeit. Doch meistens geht die Sache mehr oder weniger so aus, dass ein Mensch, der viele Leben lang Yoga praktiziert hat, an den Punkt kommt, wo ihm die ganze Reise öde, langweilig und sinnlos erscheint, denn je mehr das Ego befriedigt wird, desto sinnloser kommt einem das Ganze vor. Dann wendet sich der Anhänger des Yoga dem Tantra zu.

Doch Yoga erscheint nur deshalb attraktiv, weil jeder ein Egoist ist. Tantra erscheint zunächst überhaupt nicht attraktiv. Tantra kann nur jene ansprechen, die schon an sich gearbeitet haben, die schon viele Leben lang mit Yoga wirklich gekämpft haben. Dann wird Tantra sie ansprechen, denn jetzt werden sie verstehen. Normalerweise werdet ihr euch nicht zu Tantra hingezogen fühlen. Und wenn doch, dann aus den falschen Gründen – darum versucht auch diese zu verstehen.

Ihr werdet euch nicht gleich zu Tantra hingezogen fühlen, weil es Hingabe und keinen Kampf erfordert. Tantra verlangt von euch, dass ihr euch treiben lasst und nicht selber schwimmt. Es verlangt von euch, dass ihr mit der Strömung geht und nicht gegen den Strom schwimmt. Es sagt: Die Natur ist gut. Vertraue der Natur, kämpfe nicht gegen sie! Auch Sex ist gut. Vertraue ihm, folge ihm, fließe in ihm, kämpfe nicht gegen ihn an.

Nicht zu kämpfen ist die zentrale Lehre des Tantra. Fließe! Laß los! Das klingt nicht sehr attraktiv, das Ego findet darin keine Befriedigung. Als ersten Schritt verlangt Tantra, dass dein Ego verschwinde; gleich am Anfang verlangt es von dir, dass du es auflöst. nach oben

Auch Yoga verlangt das von dir, aber erst am Ende. Zuerst wird es von dir verlangen, dass du es reinigst. Und wenn das Ego vollkommen gereinigt ist, löst es sich auf, dann kann es nicht weiterbestehen. Doch für Yoga ist das die letzte Stufe, und für Tantra ist es die erste.

Darum wird Tantra im allgemeinen nicht so attraktiv sein. Und wenn es attraktiv ist, dann aus den falschen Gründen. Zum Beispiel, wenn du dem Sex frönen willst, liefert Tantra dir eine gute Rationalisierung für Ausschweifung. Das mag seine Anziehung ausmachen.

Wer sich dem Genuss von Wein, Weib und Gesang und dergleichen hingeben will, kann sich zu Tantra hingezogen fühlen. Aber in Wirklichkeit ist es dann nicht Tantra, was anzieht. Tantra ist dann nur ein Vorwand, ein Trick. Es ist etwas anderes, was dich anzieht, und du denkst, Tantra gäbe dir dazu die Erlaubnis. Darum wirkt Tantra meist aus den falschen Gründen anziehend. Tantra will nicht eure Ausschweifungen unterstützen. Es will sie transformieren. Macht euch also nichts vor. Mit Tantra kann man sich sehr leicht etwas vormachen, und weil diese Möglichkeit der Selbsttäuschung gegeben ist, hat Mahavira nichts über Tantra gesagt. Diese Möglichkeit ist immer gegeben, und die Menschen machen sich so leicht etwas vor, dass sie das eine vorgeben können, während sie in Wirklichkeit etwas völlig anderes meinen, sie rationalisieren gern.

Zum Beispiel gab es in China, im alten China, so etwas Ähnliches sie Tantra – eine geheime Wissenschaft, die man "Tao" nennt. Tao weist ähnliche Züge wie Tantra auf. Zum Beispiel sagt Tao: Wenn du dich vom Sex befreien willst, ist es gut, nicht an einer Person hängen zu bleiben, an einer einzigen Frau oder einem einzigen Mann. Man sollte nicht an einer Person hängen bleiben, wenn man frei werden will. Tao sagt, es sei besser, den Partner immer wieder zu wechseln.

Das ist absolut richtig, aber man kann das auch als Rationalisierung missbrauchen, man kann sich selbst etwas vormachen. Vielleicht bist du bloß sexbesessen, aber du denkst: "Ich praktiziere Tantra. Deshalb kann ich nicht bei einer einzigen Frau bleiben, ich muss wechseln!" Viele chinesische Kaiser haben das so gemacht. Sie hatten einen großen Harem nur zu diesem Zweck. nach oben

Tao macht jedoch Sinn, wenn man die menschliche Psyche tiefer durchschaut. Wenn du nur eine einzige Frau kennst, wird früher oder später deine Anziehung zu dieser Frau dahinwelken, aber deine Anziehung zu Frauen wird bleiben. Du wirst dich zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen, aber diese Frau, deine Ehefrau, ist für dich nicht das andere Geschlecht. Sie zieht dich nicht mehr an, sie ist kein Magnet mehr für dich. Du hast dich an sie gewöhnt.

Tao sagt, wenn ein Mann viel mit Frauen zusammen ist, mit vielen Frauen, dann wird er nicht nur eine Frau transzendieren, sondern wird das ganze Geschlecht transzendieren. Seine Erfahrung mit vielen Frauen verhilft ihm zur Transzendenz. Und das stimmt auch, aber es ist gefährlich. So hättest du es gerne – aber nicht, weil es stimmt, sondern weil es dir Freizügigkeit erlaubt. Das ist das Problem mit Tantra. Deshalb wurde in China dieses Wissen unterdrückt; es musste unterdrückt werden. Und in Indien wurde Tantra ebenfalls unterdrückt, weil es viele gefährliche Dinge sagte – gefährlich aber nur, weil ihr euch gern etwas vormacht. Ansonsten sind diese Dinge wunderbar. Es gibt nichts Wunderbareres und Geheimnisvolleres für den menschlichen Geist als Tantra; kein Wissen ist so tief.

Aber Wissen birgt immer auch Gefahren in sich. Zum Beispiel ist heute die Wissenschaft zu einer Gefahr geworden, weil sie so viele tiefe Geheimnisse ergründet hat. Man weiß jetzt, wie Atomenergie erzeugt werden kann. Einstein soll einmal gesagt haben, wenn er noch einmal zur Welt käme, würde er statt Wissenschaftler lieber Klempner werden, denn wenn er zurückblicke, sei sein Leben eigentlich sinnlos gewesen – nicht nur sinnlos, sondern gefährlich für die Menschheit. Und dabei war er es, der eines der tiefsten Geheimnisse enthüllte – aber einer Menschheit, die zum Selbstbetrug neigt.

Ich frage mich, ob nicht bald der Tag kommt, da wir wissenschaftliche Erkenntnisse werden geheim halten müssen. Es gibt Gerüchte, dass es unter den Wissenschaftlern geheime Diskussionen gebe, ob sie noch mehr verraten dürfen oder nicht, ob sie aufhören sollen weiterzuforschen, oder ob sie weitermachen sollen, denn der Boden unter ihren Füßen ist ihnen zu heiß geworden. nach oben

Jedes Wissen ist gefährlich. Nur Unwissenheit ist ungefährlich, man kann damit nicht viel anrichten. Aberglaube ist immer harmlos, nie gefährlich. Er ist wie Homöopathie. Wenn dir homöopathische Medizin gegeben wird, kann sie zumindest nicht schaden. Ob es hilft oder nicht, hängt von deiner Unschuld ab, aber eines ist sicher: schaden kann es nicht. Homöopathie ist harmlos, es ist tiefer Aberglaube.

Wenn es funktioniert, kann es nur helfen. Merkt euch: Wenn etwas nur helfen kann, ist es tiefer Aberglaube. Wenn es ebenso helfen wie schaden kann, dann ist es Wissen. Die Wahrheit kann immer beides, helfen und schaden. Nur etwas Unwirkliches kann ausschließlich helfen – aber dann kommt die Hilfe nie von dieser Sache, sondern ist immer eine Projektion eures Verstandes. Darum haben in gewisser Weise nur die illusorischen Dinge etwas Gutes – sie schaden euch nie.

Tantra ist eine Wissenschaft, und ihr Wissen geht tiefer als alles atomare Wissen, denn die Atomwissenschaft befasst sich mit Materie – und du bist immer gefährlicher als jede Atomenergie. Tantra befasst sich mit dem biologischen Atom – mit dir, mit der lebenden Zelle, mit dem lebendigen Bewusstsein selbst. Und damit, wie es innerlich funktioniert.

Darum begann Tantra, sich so sehr für die Sexualität zu interessieren. Wer sich für das Leben und für das Bewusstsein interessiert, muss sich automatisch auch für den Sex interessieren, denn der Sex ist die Quelle des Lebens, der Liebe, die Quelle von allem, was in der Welt des Bewusstseins geschieht. Darum ist ein Sucher, der sich nicht für Sex interessiert, kein richtiger Sucher. Er mag ein Philosoph sein, aber kein Sucher. Und Philosophie ist mehr oder weniger Unsinn – ein Nachdenken über Dinge, die keinen Sinn haben! nach oben

Ich habe gehört, dass Mulla Nasruddin sich für Mädchen interessierte, aber nur Pech mit Mädchen hatte, denn keine mochte ihn. Er wollte ein bestimmtes Mädchen zum ersten Mal treffen, darum fragte er einen Freund:" Was ist dein Geheimnis? Du bist ein solcher Frauenheld, du hypnotisierst sie einfach. Und ich bin immer ein Versager. Gib mir einen Tip. Ich treffe mich zum ersten Mal mit einem Mädchen. Verrate mir doch bitte ein paar Geheimnisse." Der Freund sagte: Merke dir drei Dinge: Sprich nur vom Essen, von der Familie und von Philosophie."
Warum vom Essen?" fragte Mulla.
Der Freund sagte: "Ich rede vom Essen, weil sie sich da zuhause fühlt. Jede Frau interessiert sich fürs Essen – sie ernährt das Kind, sie ernährt die ganze Menschheit. Darum sind Frauen grundsätzlich am Essen interessiert."
Mulla sagte: "Na gut. Und warum von der Familie?"
Der Mann sagte: "Sprich von ihrer Familie, um ihr zu zeigen, dass du ehrbare Absichten hast."
Dann sagte Mulla: "Und warum von Philosophie?"
Der Mann sagte: "Sprich von Philosophie, damit sie das Gefühl bekommt, intelligent zu sein."
Mulla eilte zu seinem Rendezvous. Gleich als er das Mädchen sah, fragte er: "Hallo, magst du Nudeln?"
Das Mädchen war perplex und sagte: "Nein!"
Dann stellte der Mulla die zweite Frage: "Hast du zwei Brüder?"
Das Mädchen war noch mehr perplex und fragte sich, was das für ein Rendezvous sei. Sie sagte: "Nein!"
Einen Augenblick war Mulla ratlos. Er fragte sich:" Wie komme ich jetzt auf die Philosophie?" Für einen kurzen Augenblick war er ratlos, aber dann fragte er: "Und gesetzt den Fall, du hättest einen Bruder, würde dieser Nudeln mögen?"
Philosophie ist mehr oder weniger Schwachsinn. Tantra interessiert sich überhaupt nicht für Philosophie. Tantra interessiert sich für das reale existierende Leben. Darum fragt Tantra nie, ob es einen Gott gibt, oder ob es moksha, die Befreiung gibt, oder ob es Himmel und Hölle gibt. Tantra stellt grundlegende Fragen über das Leben. Darum ist es so sehr an Sex und an Liebe interessiert. Das sind grundlegende Dinge. Du existiert durch sie, du bist ein Teil von ihnen. nach oben

Du bist ein Spiel von sexueller Energie, nichts weniger als das, und solange du diese Energie nicht verstehst und sie transzentierst, wirst du nie mehr sein als das. So wie du jetzt bist, bist du nichts anderes als Sexenergie. Du könntest mehr sein, aber wenn du den Sex nicht verstehst und ihn nicht transzendierst, wirst du niemals mehr sein. Diese Möglichkeit ist nur als Same gegeben. Darum interessiert sich Tantra für Sex, für Liebe, für natürliches Leben.

Aber der Weg, darüber Wissen zu sammeln, führt nicht über den Konflikt. Tantra sagt, du kannst nichts kennen lernen, wenn du in kämpferischer Stimmung bist, denn dann bist du nicht aufnahmefähig. Solange du kämpfst, bleiben dir die Geheimnisse verborgen – dann bist du nicht offen, sie zu empfangen. Und immer, wenn du kämpfst, stehst du außerhalb. Wenn du den Sex bekämpfst, stehst du außerhalb. Erst wenn du dich dem Sex hingibst, gelangst du zu seinem innersten Kern, dann bist du ein Insider. Wenn du dich hingibst, offenbaren sich dir viele Dinge.

Du hast Sex gehabt, aber immer mit einer kämpferischen Einstellung im Hintergrund. Darum hast du nicht viele Geheimnisse erfahren. Zum Beispiel hast du nie die lebensspendenden Kräfte des Sex kennen gelernt. Du konntest sie nicht kennen lernen, weil man sie so nicht kennen lernen kann – man muss zu einem Insider werden.

Wenn du wirklich mit der Sexenergie fließt, in totaler Hingabe, dann kommst du früher oder später an den Punkt, da du erkennst, dass Sex nicht nur neues Leben zeugt. Sex kann dir selbst mehr Leben geben. Für Liebende kann Sex zu einer lebensspendenden Kraft werden – aber dazu ist Hingabe nötig. Und sobald Hingabe passiert, ändern sich viele Dimensionen.

Zum Beispiel hat Tantra immer gewusst, hat Tao immer gewusst, dass der Liebesakt für dich nicht lebensspendend ist, wenn du dabei ejakulierst. Das ist nicht notwendig, man kann die Ejakulation total vergessen. Tantra und Tao sagen beide, dass es nur deshalb zur Ejakulation kommt, weil du kämpfst, ansonsten ist sie überflüssig. nach oben

Der Liebende und seine Geliebte können in tiefer sexueller Umarmung verweilen und sich einfach miteinander entspannen, ohne Drang zur Ejakulation, ohne Drang, die Sache zum Ende zu bringen. Sie können sich einfach in den anderen hineinentspannen. Wenn diese Entspannung total ist, werden beide mehr Lebenskraft fühlen, sie werden sich gegenseitig aufladen.

Tao sagt, ein Mann könne tausend Jahre leben, wenn er beim Sex nicht in Eile ist und sich tief zu entspannen vermag. Wenn Mann und Frau in tiefer Entspannung zusammen sind, wenn sie einfach miteinander verschmelzen und ineinander aufgehen ohne Hast, ohne Spannung, dann kann viel geschehen – können alchimistische Dinge geschehen -, weil die Lebenssäfte von beiden, die Elektrizität von beiden, die Bioenergie von beiden sich vermischen. Durch ihr bloßes Zusammentreffen – weil sie entgegengesetzte Pole sind, der eine negativ, der andere positiv -, durch ihr tiefes Verschmelzen geben sie sich gegenseitig Kraft und machen einander vitaler und lebendiger.

Dann können sie viel länger leben, und sie können leben, ohne zu altern. Aber das kann man nur erfahren, wenn man nicht mit einer kämpferischen Einstellung herangeht. Und es scheint paradox: Wer gegen den Sex ankämpft, kommt früher zur Ejakulation, weil sein angespannter Verstand so in Eile ist, die Spannung loszuwerden.

Die jüngere Forschung sagt viele erstaunliche Dinge, nennt viele überraschende Fakten. Masters und Johnson waren die ersten, die wissenschaftlich erforschten, was im tiefen Liebesakt eigentlich passiert. Sie fanden heraus, dass fünfundsiebzig Prozent der Männer vorzeitig ejakulieren. Fünfundsiebzig Prozent! Noch bevor es zu einer tieferen Verschmelzung kommen kann, hat der Mann bereits ejakuliert, und der Akt ist zu Ende. Und neunzig Prozent der Frauen kommen nie zum Orgasmus; sie erreichen nie den Höhepunkt, einen zutiefst erfüllenden Gipfel. Neunzig Prozent aller Frauen! nach oben

Das ist der Grund, warum die Frauen so zornig und gereizt sind – und sie werden es bleiben. Keine Meditation kann ihnen helfen, friedlicher zu werden, und keine Philosophie, keine Religion, keine Ethik kann sie mit den Männern, mit denen sie zusammenleben, versöhnen. Sie sind wütend und frustriert – und sowohl die heutige Wissenschaft als auch das alte Tantra sagen: Solange die Frau nicht zu einer tiefen orgastischen Befriedigung kommt, stellt sie für ihre Familie ein Problem dar. Das, was ihr vorenthalten wird, ist verantwortlich für ihre Reizbarkeit, so dass sie immer in streitbarer Laune ist.

Wenn deine Frau also ständig in streitbarer Laune ist, solltest du über die ganze Sache noch einmal nachdenken. Es liegt nicht bloß an deiner Frau – vielleicht bist du die Ursache. Und weil die Frauen nicht zum Orgasmus kommen, werden sie sexfeindlich. Sie sind nicht so leicht bereit, sich auf Sex einzulassen. Man muss sie bestechen, sie haben keine Lust auf Sex.

Warum sollten sie auch Lust darauf haben, wenn sie nie die tiefe Seligkeit dabei erleben? Stattdessen fühlen sie sich danach vom Mann benutzt. Sie fühlen sich wie ein Gegenstand, den man benutzt und wegwirft.

Der Mann ist befriedigt, denn er hat ejakuliert. Er dreht sich auf die Seite und schläft ein, während die Frau in Tränen ausbricht. Man hat sie nur benutzt, und für sie war diese Erfahrung überhaupt nicht befriedigend. Ihrem Ehemann, Geliebten oder Freund mag es Erleichterung gebracht haben, aber für sie selbst war es in keiner Weise befriedigend.

Neunzig Prozent aller Frauen haben keine Ahnung, was ein Orgasmus ist. Sie haben es noch nie erlebt, sie haben noch nie einen solchen Gipfel beglückenden Durchschüttelns im Körper erlebt, dass jede Faser pulsiert und jede Zelle lebendig wird. Sie haben es noch nie erfahren – und das liegt an der sexfeindlichen Einstellung unserer Gesellschaft. Daher ist der Verstand streitbar, und die Frau ist so sehr unterdrückt worden, dass sie frigide geworden ist. nach oben

Und der Mann bringt den Akt hinter sich, als wäre er eine Sünde. Er fühlt sich schuldig: "Eigentlich darf man das nicht." Und während er mit seiner Frau oder seiner Geliebten Sex hat, denkt er an irgendeinen mahatma einen von diesen sogenannten Heiligen -, und im Geiste geht er zu ihm und fragt ihn, wie er den Sex, und damit die Schuld, die Sünde, transzendieren könne.

Diese Heiligen loszuwerden, ist sehr schwer. Sie sind schon da, bevor ihr noch anfangt, euch zu lieben. Ihr seid nicht nur zu zweit, irgend so ein Heiliger ist auch noch da. Und wenn es kein Heiliger ist, dann ist es Gott selber, der euch beobachtet, während ihr sündigt. Die Vorstellung Gottes im Kopf der Leute ist die eines Voyeurs, der euch bei allem beobachtet. Diese Vorstellung erzeugt Angst, und wenn Angst im Spiel ist, muss die Ejakulation früher eintreten.

Wenn keine Angst da ist, kann die Ejakulation stundenlang, ja tagelang hinausgezögert werden. Dann besteht keine Notwendigkeit mehr dafür. Wenn tiefe Liebe da ist, werden die beiden sich gegenseitig verjüngen. Dann hört das Ejakulieren völlig auf, und zwei Liebende können sich jahrelang sexuell begegnen, ohne dass es zur Ejakulation kommt und die Energie verschwendet wird. Sie können sich einfach miteinander entspannen. Ihre Körper verschmelzen miteinander und entspannen sich. Sie gehen in die Umarmung und entspannen sich. Dann wird es beim Sex früher oder später nicht mehr um Erregung gehen. Heute ist es vor allem Erregung; dann wird es keine Erregung mehr sein, sondern Entspannung, ein tiefes Loslassen. Aber dazu kann es nur kommen, wenn ihr euch zuerst innerlich der Lebensenergie, der Lebenskraft, hingegeben habt. Nur dann könnt ihr euch auch dem Geliebten hingeben. Tantra sagt, dass es möglich ist – und es sagt auch, wie es möglich ist.

Tantra sagt: Liebt euch nie, wenn ihr erregt seid. Das erscheint völlig absurd, denn natürlich wollt ihr gerade dann Liebe machen, wenn ihr erregt seid. Und normalerweise erregen sich die Partner gegenseitig, damit sie Sex haben können. Doch Tantra sagt, dass ihr durch die Erregung Energie vergeudet. Liebt euch, wenn ihr ruhig und gelassen und meditativ seid. Meditiert zuerst, und dann liebt euch, und wenn ihr euch liebt, geht nicht über die Grenze hinaus. Was meine ich damit – "Geht nicht über die Grenze hinaus"? Steigert euch nicht in heftige Erregung, damit eure Energie nicht verpufft. nach oben

Wenn man zwei Leuten beim Sex zusieht, hat man das Gefühl, sie tragen einen Ringkampf aus. Könnten kleine Kinder gelegentlich Vater und Mutter beim Liebesakt sehen, würden sie denken, der Vater bringt die Mutter um. Es sieht so gewalttätig aus! Es sieht aus wie ein Kampf. Es ist nichts Schönes; es sieht so hässlich aus!

Es sollte mehr wie Musik sein, wie eine Harmonie. Die beiden Partner sollten sie in einem Tanz und nicht wie einem Kampf sein – so als würden sie zusammen eine harmonische Melodie singen und dadurch eine Atmosphäre kreieren, in der beide sich auflösen und eins werden können. Und dann entspannen sie sich. Das bedeutet Tantra. Im Tantra geht es überhaupt nicht um den Sex, Tantra ist nicht im geringsten sexuell, aber es benutzt den Sex. Und wenn euch durch euer Entspannen und Loslassen die Geheimnisse der Natur enthüllt werden, ist es kein Wunder. Dann werdet ihr allmählich inne, was eigentlich dabei passiert. Und in diesem Innewerden werden euch viele Geheimnisse bewusst.

Erstens wird Sex lebensspendend. So wie bisher ist er todbringend: Ihr sterbt jedes Mal durch ihn, vergeudet nur eure Lebenskraft, betreibt Raubbau an euch selbst. Zweitens wird er zur tiefsten natürlichen Meditation. Eure Gedanken hören völlig auf. Wenn ihr euch mit eurem Partner total entspannt, hören die Gedanken auf. Euer Verstand ist nicht mehr da, nur das Herz schlägt. Es wird zu einer natürlichen Meditation. Und wenn die Liebe euch nicht zur Meditation verhelfen kann, wird nichts anderes euch helfen können, denn alles andere ist oberflächlich und überflüssig. Wenn die Liebe nicht helfen kann, wird nichts helfen!

Die Liebe kennt ihre eigene Meditation. Aber ihr kennt die Liebe nicht. Ihr kennt nur Sex, ihr kennt nur das Elend der verschwendeten Energie. Hinterher seid ihr immer depressiv, und dann gelobt ihr euch Keuschheit, brahmacharya. Und dieses Gelübde entsteht aus der Depression, aus Wut, aus der Frustration. Es wird aber nichts helfen.

Ein Gelübde kann nur dann helfen, wenn es in einer völlig entspannten, äußerst meditativen Stimmung abgelegt wird. Ansonsten ist es nichts anderes als ein Zeichen eurer Wut, eurer Frustration, und innerhalb von vierundzwanzig Stunden habt ihr es bereits vergessen. Sobald die Energie zurückkommt, werdet ihr euch aus alter Gewohnheit wieder erleichtern müssen. nach oben

Tantra sagt: Sex ist so tief, weil er Leben bedeutet. Doch man kann sich für Tantra aus falschen Gründen interessieren. Wenn du dich nicht aus falschen Gründen für Tantra interessierst, wirst du auch nicht das Gefühl haben, Tantra sei gefährlich. Dann kann Tantra dein Leben transformieren.

Einige tantrischen Methoden sind auch von Yogis angewendet worden, aber mit einer kämpferischen Haltung, mit einem inneren Konflikt. Tantra benutzt die gleichen Methoden, aber mit einer sehr liebevollen Haltung – und das macht einen haushohen Unterschied. Dadurch verändert sich die ganze Qualität der Technik. Sie wird zu einer völlig anderen Technik, weil sie einen ganz anderen Hintergrund hat.

Die Frage lautete: "Was ist das zentrale Thema von Tantra?" Die Antwort lautet: Du! Du bist das zentrale Thema von Tantra – alles, was du jetzt bist und was in dir verborgen ist, was noch wachsen kann; alles, was du bist und was du sein könntest. Jetzt bist du ein sexuelles Wesen, und solange dieses Wesen nicht in seiner ganzen Tiefe verstanden wird, kannst du nicht zu einer Seele werden, kannst du kein spirituelles Wesen werden. Sexualität und Spiritualität sind die beiden Seiten ein und derselben Energie.

Tantra setzt genau dort bei dir an, wo du jetzt bist. Yoga setzt bei dem an, was dein Potential ist. Yoga fängt beim Ziel an, und Tantra fängt beim Anfang an. Und es ist gut, beim Anfang anzufangen. Es ist immer gut, beim Anfang anzufangen, denn wenn das Ziel zum Anfang gemacht wird, erzeugt man nur unnötiges Leiden für sich selbst. Du bist nicht das Ziel, bist nicht das Ideal. Du sollst ein Gott werden – das Ideal -, aber du bist nur ein Tier. Und dieses Tier dreht durch, weil es das Ideal hat, ein Gott zu werden, es wird verrückt, es wird wahnsinnig.

Tantra sagt: Vergiss den Gott. Wenn du ein Tier bist, dann verstehe dieses Tier in seiner Totalität. Nur durch dieses Verstehen wird der Gott wachsen. Und wenn er nicht durch dieses Verstehen wachsen kann, dann vergiss es – dann kann es niemals geschehen. Ideale können dein Potential nicht zum Vorschein bringen; nur die Erkenntnis dessen, was ist, kann helfen. Das zentrale Thema von Tantra bist also du – so wie du bist und so wie du werden kannst, deine Wirklichkeit und deine Möglichkeit – darum geht es. nach oben

Manchmal machen sich die Leute Gedanken, wenn sie Tantra verstehen wollen, denn da wird nicht über Gott geredet, wird nicht über moksha, die Befreiung, geredet, wird nicht über nirvana geredet. Was für eine Religion soll Tantra sein? Tantra redet von Dingen, die euch abstoßen und über die ihr nicht reden wollt. Wer will denn schon über Sex reden? Alle denken, sie wüssten bereits alles darüber. Weil ihr euch fortpflanzen könnt, meint ihr, ihr wüsstet Bescheid.

Niemand will über Sex reden, dabei ist Sex jedermanns Problem. Niemand will über Liebe reden, weil jeder das Gefühl hat, bereits ein großartiger Liebender zu sein. Doch seht euch euer Leben an! Es ist voller Hass und nichts anderem. Sehr euch um, dann werdet ihr wissen, was ihr von der Liebe wisst.

Der Fakir Baal Shem lief jeden Tag zu seinem Schneider, um nach seinem Kleid zu fragen, doch der Schneider brauchte sechs Monate, um ein einfaches Kleid für den Fakir zu nähen. Der arme Fakir! Als das Kleid fertig war und der Schneider es Baal Shem übergab, sagte Baal Shem:" Sag mir doch: Selbst Gott hatte nur sechs Tage Zeit, um die Welt zu erschaffen. In sechs Tagen erschuf Gott die ganze Welt – und du hast sechs Monate gebraucht, um dieses Kleid eines armen Mannes zu machen?"
Baal Shem erinnerte sich dieses Schneiders in seinen Lebenserinnerungen. Der Schneider sagte:" Ja, Gott erschuf die Welt in sechs Tagen, doch sieh dir die Welt an – was das für eine Welt ist! Gewiss, er erschuf die Welt in sechs Tagen, aber was für eine Welt!"

Schau dich um; sieh dir die Welt an, die du erschaffen hast. Dann wirst du erkennen, dass du überhaupt nichts weißt, dass du total im Dunkeln tappst. Doch weil alle anderen ebenfalls im Dunkeln tappen, kann es nicht sein, dass du im Licht lebst. Wenn all anderen im Dunkeln tappen, fühlst du dich gut, denn dann hast du keine Möglichkeit zu vergleichen. nach oben

Aber auch du lebst im Dunkeln, und Tantra nimmt dich so, sie du bist. Tantra will dir Licht bringen über grundlegende Dinge, die du nicht leugnen kannst. Wenn du aber versuchst, sie zu leugnen, dann tust du das auf deine eigenen Kosten.

Die zweite Frage:

Wie kann man den Liebesakt in eine meditative Erfahrung umwandeln? Sollte man beim Sex bestimmte Stellungen praktizieren?

Stellungen sind unwichtig; Stellungen haben nicht viel zu bedeuten. Das Wesentliche ist die Einstellung – nicht die Körperhaltung, sondern die Geisteshaltung. Doch wenn du deine Geisteshaltung änderst, wirst du wahrscheinlich auch die Körperhaltung ändern wollen, weil es zusammenhängt. Aber es ist nichts Wesentliches.

Zum Beispiel befindet sich der Mann immer über der Frau – auf der Frau obendrauf. Das ist eine egoistische Position. Weil der Mann sich immer für etwas Besseres, Höheres, Überlegenes hält – wie kann er da unter der Frau liegen? In primitiven Kulturen auf der ganzen Welt hingegen ist die Frau oben auf dem Mann. Die andere Position wird in Afrika "Missionarsstellung" genannt, denn als die ersten Missionare nach Afrika kamen, konnten die Primitiven nicht begreifen, was sie da machten. Sie dachten, sie würden die Frau umbringen.

Die Mann-oben-Stellung wird in Afrika Missionarsstellung genannt. Die afrikanischen Primitiven halten es für brutal, wenn der Mann oben auf der Frau ist. Sie ist viel schwächer und zarter, darum sollte sie obenauf sein. Aber der Mann kann sich nur schwer vorstellen, unter der Frau zu sein und tiefer als sie zu liegen.

Wenn die Geisteshaltung sich ändert, wird sich vieles ändern. Es ist besser, wenn die Frau oben ist, aus vielerlei Gründen. Wenn die Frau oben ist, wird sie eher passiv sein; sie wird keine Gewalt ausüben, sondern sich einfach entspannen. nach oben

Und der Mann unter ihr kann nicht viel anstellen; er wird sich entspannen müssen. Das ist gut. Oben ist er viel zu heftig und macht viel zuviel. Und die Frau braucht ihrerseits gar nichts zu tun. Im Tantra muss man sich entspannen, darum ist es gut, wenn die Frau oben ist. Sie kann sich besser entspannen als der Mann. Die weibliche Psyche ist passiver, darum stellt sich leichter Entspannung ein.

Die Stellungen werden sich verändern, aber kümmere dich nicht allzu sehr um Stellungen. Ändere nur deine Geisteshaltung. Überlasse dich der Lebenskraft, lass dich von ihr mitnehmen. Die Körper werden manchmal, wenn ihr euch wirklich hingebt, genau die richtige Stellung einnehmen, die gerade nötig ist. Wenn beide Partner sich tief hingeben, werden ihre Körper die richtige Stellung, die notwendig ist, finden.

Jeden Tag ist die Situation anders, darum braucht man nicht von vornherein die Stellung festzulegen. Es gibt nur Probleme, sobald ihr versucht, es im Vorhinein festzulegen. Sobald ihr versucht, etwas festzulegen, passiert dieses Festlegen aus dem Verstand; dann gebt ihr euch nicht mehr hin.

Wenn du dich hingibst, lässt du die Dinge ihre eigene Form finden. Und es entsteht eine wunderbare Harmonie, wenn beide Partner sich hingeben. Sie werden öfters die Stellung wechseln, oder auch nicht, aber sie werden sich einfach entspannen. Das hängt von der Lebensenergie ab, nicht von einer Entscheidung, die ihr im Vorhinein aus dem Kopf trefft. Ihr braucht überhaupt nichts im Vorhinein zu entscheiden. Entscheidungen sind ja gerade das Problem. Ihr entscheidet sogar, wann ihr Liebe machen wollt. Und selbst wenn ihr Liebe machen wollt, geht ihr hin und fragt die Bücher.

Es gibt Bücher zum Thema, wie man sich liebt. Das zeigt, wie es heute um den Geist des Menschen steht. Sogar darüber, wie man sich liebt, befragt ihr die Bücher. Dann wird es zu einer kopfigen Angelegenheit; ihr macht euch über alles Gedanken. Ja, ihr probt das Ganze sogar in eurer Vorstellung, und dann führt ihr es auf. Euer Handeln ist bloß Nachahmung; es ist nie wirklich echt. Ihr führt nur etwas Geprobtes auf. Es wird zum Theaterspiel, es ist nicht authentisch. nach oben

Gib dich einfach hin, und lass dich von der Energie führen. Wovor hast du Angst? Weshalb solltest du Angst haben? Wenn du nicht mit deinem Geliebten, deiner Geliebten, ohne Angst sein kannst, wo willst du sonst angstlos sein? Und sobald du erlebst, dass die Lebenskraft dich von allein unterstützt und immer den richtigen und notwendigen Weg einschlägt, wird das eine sehr grundlegende Erkenntnis über dein ganzes Leben sein. Dann kannst du dein ganzes Leben dem Göttlichen überlassen. Das ist dein Geliebter.

Dann überlässt du dein ganzes Leben dem Göttlichen. Dann grübelst du nicht darüber nach und planst du nichts. Du zwingst der Zukunft nicht deinen Willen auf. Du gestattest dir, in die Zukunft hineinzugehen, in Übereinstimmung mit dem Ganzen.

Doch wie kannst du aus dem Liebesakt eine Meditation machen? Einfach durch Hingabe wird er dazu. Denke nicht darüber nach, lass es geschehen. Entspanne dich und eile nicht in Gedanken voraus. Dies ist eines der Hauptprobleme mit dem Verstand: Er eilt immer voraus. Er strebt immer nach einem Ergebnis, und das Ergebnis ist in der Zukunft. Du bist nie in der Handlung selbst, du bist immer in der Zukunft und strebst nach einem Ergebnis. Dieses Streben nach einem Ergebnis beeinträchtigt alles, es macht alles kaputt. Sei einfach total bei der Sache. Was willst du mit der Zukunft? Sie kommt von allein, du brauchst dir keine Gedanken um sie zu machen. Deine Gedanke werden sie bestimmt nicht herbeizaubern. Sie ist bereits unterwegs, sie ist schon da. Darum vergiss sie, sei einfach hier und jetzt.

Sex kann euch tiefe Einsichten in das Hier und Jetzt bringen. Er ist meiner Meinung nach die einzige Handlung, in der ihr noch hier und jetzt sein könnt. Ihr könnt nicht hier und jetzt sein, wenn ihr im Büro seid, ihr könnt nicht hier und jetzt sein, wenn ihr an der Hochschule studiert, ihr könnt nirgendwo in dieser heutigen Welt mehr hier und jetzt sein. Nur noch in der Liebe könnt ihr hier und jetzt sein. nach oben

Aber selbst da seid ihr es nicht. Ihr denkt an das Ergebnis. Vieles, was heute darüber geschrieben wird, hat noch zusätzliche Probleme in die Welt gesetzt: Ihr lest ein Buch darüber, wie man sich liebt, und dann habt ihr Angst, ob ihr es auch richtig macht oder nicht. Ihr lest ein Buch über die verschiedenen Stellungen und wie man sie auszuführen hat, und dann habt ihr Angst, dass ihr alles verkehrt macht.

Die Psychologen haben nur neue Ängste in der Psyche erzeugt. Jetzt sagen sie, dass der Ehemann dafür sorgen muss, dass auch die Frau einen Orgasmus bekommt – also macht er sich Sorgen, und die Sorgerei nützt niemandem etwas, sondern macht alles nur noch schlimmer.

Die Frau macht sich ihrerseits Gedanken, ob sie den Mann dazu bringt, sich richtig zu entspannen. Sie muss so tun, als wäre sie in höchster Seligkeit, und dadurch wird alles unecht. Beide machen sich Gedanken um das Endresultat – und wegen dieser Gedanken kommt es nie zustande.

Vergesst einfach alles. Geht ganz im Moment auf und lasst euren Körpern freien Lauf. Eure Körper wissen Bescheid, sie folgen ihrer eigenen Weisheit. Sie sind aus Geschlechtszellen entstanden, sie folgen einem eingebauten Programm. Ihr seid überhaupt nicht gefragt! Überlasst alles eurem Körper, der macht es schon richtig. Wenn ihr es beide der Natur überlasst, auf beiden Seiten, dann führt euch diese Hingabe automatisch zur Meditation.

Und wenn du das beim Sex erleben kannst, dann weißt du eines: Dieses Gefühl wird sich jedes Mal einstellen, wenn du dich hingibst. Dann kannst du dich auch einem Meister hingeben. Es ist eine Liebesbeziehung. Du kannst dich einem Meister hingeben und fühlen, wenn du ihm deinen Kopf zu Füssen legst, wie dein Kopf völlig leer wird – du wirst in Meditation sein.

Und dann brauchst du dazu noch nicht einmal mehr einen Meister. Dann kannst du hinausgehen und dich dem Himmel hingeben. Du weißt, wie man sich hingibt – das ist alles. Dann kannst du hingehen und dich einem Baum hingeben. Das kommt dir jetzt natürlich komisch vor, weil wir nicht wissen, wie man sich hingibt. So etwas sieht man nur noch bei einfältigen Menschen oder bei den Primitiven. Sie gehen hinunter an den Fluss und geben sich dem Fluss hin, nennen ihn "Mutter" oder "Göttliche Mutter", oder sie geben sich der aufgehenden Sonne hin und nennen sie einen großen Gott. Oder sie gehen zu einem Baum und legen den Kopf auf seine Wurzel und geben sich ihm hin. nach oben

Wir halten das für Aberglauben und sagen "Was macht er für einen Quatsch?" Was soll der Baum oder der Fluss denn bewirken? Das sind doch keine Göttinnen! Was ist die Sonne? Die Sonne ist doch kein Gott!" Aber alles wird göttlich, wenn du dich hingeben kannst.

Deine Hingabe macht alles göttlich. An sich gibt es nichts Göttliches, erst durch bewusste Hingabe wird das Göttlich geschaffen. Gib dich deiner Frau hin, und sie wird göttlich. Gib dich deinem Mann hin, und er wird göttlich. Die Göttlichkeit aller Dinge offenbart sich durch Hingabe. Gib dich einem Stein hin, dann ist der Stein kein Stein mehr, sondern ein Monument mit einer Seele, etwas Lebendiges.

Du brauchst also nur zu wissen, wie man sich hingibt. Und wenn ich sage "wie man sich hingibt", meine ich damit nicht, dass du eine Technik kennen musst. Ich meine damit, dass du die natürliche Fähigkeit hast, dich in der Liebe hinzugeben. Gib dich in der Liebe hin und lerne dieses Gefühl kennen. Und dann lass dein ganzes Leben davon durchdrungen sein.